Aktivisten von 12thMemoRise präsentieren die Doku „Glaubenskrieger“ in Essen

Schnell wurde Kritik laut, als Mitte Juni einige tausend Menschen in Köln friedlich gegen islamistischen Terror demonstrierten: Wieso so wenig, wo sind sie denn, die MuslimInnen, die sich öffentlich gegen den im Namen ihrer Religion verübten Terrorismus stellen? Lamya Kaddor, Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, erklärte auf der Demo, man könne sich nur von etwas distanzieren, zu dem man zuvor eine Nähe verspürt habe. Sie wolle sich vielmehr positionieren und ein Zeichen gegen Gewalt setzen.

Den einen, homogenen Islam und „die“ MuslimInnen gibt es zwar nicht, Kritik am radikalen Islam aus dem Innern der muslimischen Glaubensgemeinschaft organisiert sich aber durchaus. Zum Beispiel in Düsseldorf: Dort wohnen die Gründer des Netzwerks „12thMemoRise“. Seit 2015 macht die Gruppe mit drastischen Aktionen in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam. In der Essener Innenstadt stellten sie eine Hinrichtung des sogenannten IS nach und veranstalteten einen fiktiven Sklavenmarkt, wie er unter dem IS in Mossul Realität war. Die Videos zu diesen Aktionen verbreiten sie auf ihrem YouTube-Channel oder dem offiziellen Facebook-Profil, wo sie sich auch langwierigen Diskussionen in den Kommentarspalten stellen.

Ihr Ziel ist es, eine Diskussion innerhalb der muslimischen Community zu provozieren und auf die Gefahren von Strömungen wie dem Salafimus aufmerksam zu machen, in Deutschland personifiziert durch Konvertiten wie Sven Lau oder Pierre Vogel. Bei ihren Aktionen orientieren sie sich an der modernen Filmästhetik, die sich auch der IS zunutze macht, um Jugendliche zu erreichen.

Der deutsch-amerikanische Filmemacher Till Schauder porträtiert „12thMemoRise“ aktuell in seiner Dokumentation mit dem bewusst provokativen Titel „Glaubenskrieger“…

Lesen Sie den vollständigen Text auf www.trailer-ruhr.de (Direktlink).

 

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln 2017

Ein Bild ist in den letzten Monaten in den Sozialen Netzwerken stark verbreitet worden: Es zeigt eine ältere Frau, die ein Schild mit der Aufschrift „I can’t believe I still have to protest this fucking shit“ hält. Aufgenommen wurde das Motiv vermutlich im Oktober 2016 bei den erfolgreichen Demonstrationen gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen.

Den Macherinnen des Internationalen Frauenfilmfestivals (IFFF) dürfte dieser Satz im 30. Jahr des Bestehens auch gelegentlich durch den Kopf gehen. Die Intention des IFFF, feministische Diskurse über Film zu stärken, weibliche Filmschaffende zu vernetzen und zu fördern, ist noch immer notwendig und aktuell. Das zeigt auch der dritte Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie: 2015 hat mit einem deutschlandweiten Frauenanteil von nur 15,7% im Kinobereich eine so schlechte Bilanz wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Wie gewohnt geht es beim IFFF aber nicht nur um die Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Filmindustrie. Politische Entwicklungen und gesellschaftskritische Ansätze, die vor allem aber nicht nur Frauen betreffen, spiegeln sich in allen Beiträgen. Vom 4.-9. April sind mehr als 100 Filme unterschiedlicher Genres, Längen und Formate zu sehen. Im Wettbewerb konkurieren acht Filme aus Brasilien, Frankreich, Polen, Belgien und Südafrika miteinander, darunter auch Sally Potters bitterböse Ensemblefarce „The Party“ mit Kristin Scott Thomas, Bruno Ganz und Patricia Clarkson, mit der das IFFF am 4.4. um 18.30 Uhr im Dortmunder Cinestar offiziell eröffnet. Hinzu kommen Specials, Performances und Diskussionen.

Der diesjährige Schwerpunkt „IN CONTROL…of the situation / Alles unter Kontrolle“ setzt sich aus elf kuratierten Programmreihen zusammen. Leitmotiv ist der Widerspruch zwischen analoger und digitaler Überwachung, Vermessung und Archivierung unserer Körper und Daten einerseits und dem Ohnmachtsgefühl angesichts einer aus den Fugen geratenen Welt andererseits. Kontrollwahn trifft Kontrollverlust, aber wer übt über wen Kontrolle aus? Die filmische Reflexion von Flucht und Vertreibung, bezogen auf aktuelle und historische Migrationsbewegungen, im regionalen bis globalen Kontext, zieht sich wie ein zweiter roter Faden durch das Programm.

Ästhetisch wie politisch knüpft der Schwerpunkt an die Ausstellung „Ich bin eine Kämpferin – Frauenbilder der Niki de Saint Phalle“ im Museum Ostwall und somit eine Künstlerin an, die stets Macht über das eigene Bild zu erlangen versuchte. In Kooperation mit dem Museum Ostwall findet am 5.4. ab 10 Uhr ein Symposium im Kino im U statt, ab 17.30 Uhr startet dort das dazugehörige Film- und Kurzfilmprogramm.

Die vielfältigen, feministischen Strömungen unsere Zeit präsentieren sich in Dortmund aber auch humorvoll und bieten ermutigende Momente der Selbstermächtigung. Die lange Kurzfilmnacht (Fr. 7.4. ab 20.30 Uhr im sweetSixteen) zeigt Musikvideos und (experimentelle) Kurzfilme, die Schwerpunkt-Reihe „In this together“ stärkt mit der filmischen Begegnung von AktivistInnen aus drei Kulturkreisen den Glauben an die Unerschöpflichkeit kreativer Protestmethoden und gegen das Ungeborene, das in dem Splatter-Juwel „Prevenge“ Mordbefehle aus der Fruchtblase gibt, sieht Rosemaries Baby wie ein harmloser Hosenscheißer aus.

Das vollständige Programm ist Online auf der Homepage des IFFF verfügbar:
www.frauenfilmfestival.eu/programm

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln | 4.-9.4. | div. Kinos in Dortmund | Festivalzentrum: Dortmunder U | www.frauenfilmfestival.eu

Zuerst erscheinen auf: www.trailer-ruhr.de

Interview mit Blogger Patrick Hundt (101places, Healthy Habits) zum Thema Weltflucht (2017)

Maxi Braun: Was verbindest Du mit dem Begriff Eskapismus?
Patrick Hundt: Ehrlich gesagt musste ich den Begriff erst mal googlen. Dem Namen nach steckt ja das Wort Flucht darin und das klingt für mich negativ, weil es bedeutet, weg von etwas Schlechtem zu kommen.

Du bist 2012 für neun Monate auf Weltreise gegangen, war das auch eine Art von Flucht?
Ich hatte vorher eine Agentur für Online-Marketing gegründet, die Geschäftsführung habe ich mir 50:50 mit einer Freundin geteilt, ungefähr vier Jahre lang. Aber mit der Zeit gingen wir uns nur noch auf den Geist. Da war klar, dass das auf Dauer nicht so weitergehen konnte. Ich war damals flexibler als sie und daher derjenige, der gegangen ist. Ich wollte schon immer eine Weltreise machen, der Zeitpunkt passte und ich wollte auch eine neue Aufgabe finden. Die Reise selbst war keine Flucht, der Weggang aus dem Unternehmen schon.

Ist daraus dann der Reiseblog 101places entstanden?
Genau. Anfangs war das ein Blog für Friends & Family und mir war egal, wie groß das Projekt wird. Aber ich war alleine unterwegs und hatte viel Zeit. Irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr, mich regelmäßig hinzusetzen und etwas zu schreiben, was nur fünf Leute lesen. Aufgrund meiner Vorkenntnisse war es dann leicht, weil ich eine Ahnung hatte, wie man eine Website groß macht. Als die Weltreise zu Ende ging war absehbar, dass der Blog Erfolg haben und zu meinem neuen Projekt werden würde.

Du bist in Afrika, Südostasien, Amerika, Australien und Neuseeland gewesen. Hast Du Dich immer gut vorbereitet oder bist Du ins Blaue aufgebrochen?
Die Route der Weltreise stand relativ fest, sollte aber eigentlich nur ein halbes Jahr dauern…

Das ganze Interview ist auf trailer-ruhr.de  zu lesen.