Filmkritik „Tatami“ in der Freitag

Inspiriert von einem wahren Fall schildert der Film „Tatami“ den Konflikt einer iranischen Judoka bei einem internationalen Wettbewerb. Politisch brisant: Es ist die erste israelisch-iranische Kooperation der Filmgeschichte

Leila Hosseini (Arienne Mandi) kniet auf der Matte. Nur ihr schwerer Atem ist zu hören, alles andere klingt dumpf. Drei Kämpfe hat sie gewonnen, aber jetzt hat sie einfach keine Kraft mehr. Der iranische Judo-Verband setzt sie seit Stunden unter Druck, unter einem Vorwand aus dem Wettkampf um die Weltmeisterschaft auszusteigen. Aus Sicht des Regimes darf sie auf keinen Fall gegen eine israelische Sportlerin antreten, das wäre ein Sakrileg. Leila hat diesem Druck lange standgehalten. Aber nun ist sie geschwächt, verletzt und ausgelaugt. Verliert sie jetzt, war alles umsonst.

Tatami wurde von dem realen Fall Saeid Mollaei inspiriert. Bei der Judo-Weltmeisterschaft in Tokio 2019 versuchte der iranische Judo-Verband, Mollaei auf Befehl von oben zur vorzeitigen Aufgabe zu zwingen, um einen Kampf mit dem Israeli Sagi Muki zu vermeiden. Mollaei widersetzte sich. Obwohl er vorher ausschied und es gar nicht erst zur Begegnung mit Muki kam, kehrte er aus Furcht vor Repressionen nicht in seine Heimat zurück. Aber Mollaeis Schicksal ist kein Einzelfall. Der Gewichtheber Mostafa Rajai schüttelte 2023 bei der Senioren-WM einem israelischen Konkurrenten die Hand und…

Der Text ist in Print in der Freitag 31/24 erschienen und online hier abrufbar.